Im Gespräch
mit Prof. Dr. Marco Wölfle
In dieser Woche beginnt deutschlandweit an den Hochschulen das
Sommersemester. Nur eines ist im Zeitalter der Corona-Pandemie
anders: Die Vorlesungen finden online statt. Technologien, die für
viele Universitäten Neuland sind, werden an den Freiburger
Steinbeis-Instituten VWA Business School und CRES seit über fünf
Jahren erfolgreich genutzt. Der Studienbetrieb konnte hier bereits
während der allgemeinen Schulschließungen uneingeschränkt
weitergeführt werden. Prof Dr. Marco Wölfle, Initiator des
digitalen Lernens im Freiburger Haus der Akademien, schildert seine
Eindrücke und Erfahrungen.

Herr Prof. Wölfle, wann haben Sie in Ihren
Instituten begonnen, mit digitalen Lernbausteinen zu
arbeiten?
Wir haben bei der VWA Business School und im CRES 2013 mit
einzelnen Gesprächsrunden online über Videokonferenzen angefangen.
Danach haben wir unser Studium regelmäßig digital ergänzt – mit
Video-Tutorials, die auch Fragen und Zwischenprüfungen enthalten,
um den Lernfortschritt der Studierenden und den Umgang mit den
digitalen Medien begleiten zu können. Dabei haben wir verschiedene
Anbieter getestet und können mittlerweile auf eine fünfjährige
Erfahrung im Bereich des digitalen Lernens und Lehrens
zurückblicken.
Wann war Ihnen klar, dass Ihnen diese Kompetenz in
der aktuellen Krisensituation von großem Nutzen sein
wird?
Unsere Lernform ist tatsächlich von der Krise losgelöst. Unsere
Studierenden sind alle berufstätig, so dass wir schon früh einen
Weg finden mussten, um kontinuierlich im Dialog bleiben zu können.
Wie wertvoll es jedoch ist, den Umgang mit dieser Art des Lernens
und der Kommunikation zu beherrschen, sehen wir gerade jetzt. Dass
alles reibungslos abläuft und wir so viel positive Resonanz der
Teilnehmenden bekommen, hat auch mich wirklich überwältigt.
Wie kommen die Studierenden mit der teils neuen
Situation klar? Wie ist Ihr Eindruck?
Unsere Plattformen sind nicht wesentlich komplizierter als die
gängigen Apps auf dem Smartphone und die Studierenden haben das
alle im Griff. Außerdem haben wir ein kompetentes Supportteam, um
kleinere technische Dinge zu prüfen und Fragen zu beantworten.
Wie empfinden Sie das als Lehrkraft? Haben Sie die
Studierenden nicht lieber persönlich vor Augen?
Wenn man zusammen in einem Unterrichtsraum ist, bekommt man
schneller ein Gefühl dafür, ob die Inhalte bei den Studierenden
auch wirklich angekommen sind. Online wird dieser Austausch durch
eine Chatfunktion ersetzt. Dazu muss man sich als Dozent ein
bisschen umstellen, aber das funktioniert sehr gut. Und einen
Vorteil hat das: Keine Frage geht unter, weil man den gesamten
Dialog quasi in einem Logbuch hat.
Wie geht es weiter, wenn die Schulschließungen
wieder aufgehoben werden und Ihr Haus wieder öffnen
darf?
Wir freuen uns natürlich darauf, die Studierenden wieder persönlich
sehen - davon lebt eine Bildungsinstitution ja auch. Gleichermaßen
möchten wir all die Dinge, die wir jetzt im Hintergrund organisiert
haben, beibehalten und weiterentwickeln. Aktuell testen wir gerade,
neben den mündlichen Prüfungen auch vollständig digitale Klausuren
durchzuführen. So können wir unseren Service weiter verbessern und
die Probierfreude für neue digitale Wege aufrechterhalten.
Vielen Dank für das
Gespräch!
Neben den Steinbeis-Instituten VWA Business School und
Center for Real Estate Studies (CRES) führen auch die Verwaltungs-
und Wirtschafts-Akademie (VWA) Freiburg und die Deutsche
Immobilien-Akademie (DIA) derzeit alle Studiengänge online fort.
Gleichzeitig werden auch aktuelle Weiterbildungsmaßnahmen in Form
von Webinaren angeboten. Das für Präsenzveranstaltungen bekannte
Haus der Akademien in Freiburg stellt damit seine digitale
Kompetenz unter Beweis.